Berlin-Weißensee, Februar 1996

Julia Sernau und Knuth Gründer treffen sich im „Badehaus“, einer Sauna im Berliner Stadtteil Weißensee. Sie kennen sich aus zahlreichen Ferienlagern, die sie für das Bezirksamt Mitte seit vielen Jahren mitgestalteten.
„Hast du schon gehört? Das Ferienlager Kagel findet im Sommer zum letzten Mal statt.“
„Wieso?“
„Das Amt muss alle Reisen an freie Träger abgeben.“
„Dann müssen wir eben einen Verein gründen!“

Berlin-Grünau, September 1996

Das Klingeln des Telefons durchdringt den Lärm der Schleifmaschine in Knuths Wohnung.
„Hallo, hier ist Knuth.“
„Ja, Julia hier. Jetzt ist endgültig Schluss!“
„Womit?“
„Mit dem Ferienlager in Kagel.“
„Jetzt müssen wir wirklich etwas unternehmen. Ansonsten können wir die Camps dort vergessen!“

Berlin-Mitte, zwei Tage später

Die beiden treffen sich und erschrecken, als sie erfahren, dass ganze sieben Leute für eine Vereinsgründung gebraucht werden. Wer könnte das sein?
Natürlich jene, die ebenfalls in den letzten Jahren viel Zeit, Ideen und Engagement in die Ferienlager in Kagel investiert hatten: Marco Grimme, Andrea Noack, Frank Lüddecke, Jana Herms- Hückstedt, Sebastian Zacharias.

Berlin-Grünau, Oktober 1996

Die sieben Vereinsgründer treffen sich das erste Mal. Gemeinsam wollen sie die Ferienlager in Kagel weiterhin in bester Qualität gestalten. Doch bis zum nächsten Camp müssen eine Menge formaler Hürden genommen werden: Namen ausdenken, Satzung schreiben, Vereinsanmeldung, Konzeption erarbeiten u.v.m.

Berlin-Prenzlauer Berg, November 1996

Einige anstrengende Sitzungsnächte liegen schon hinter uns. Dutzende Vorschläge für den Vereinsnamen gibt es: Gören & Gaudi, Zack & Weg, Gören & Knirpse, Racker-Klub. Keiner scheint uns jedoch wirklich geeignet. Wörterbücher und Lexika werden durchstöbert. Und plötzlich ist er da:

Wildfang [österr.] sehr lebhaftes Kind
Haben wir die Namenssuche einfach satt oder ist es tatsächlich der richtige Name für unseren Verein? Wie auch immer. Jeder ist einverstanden und erleichtert.

Berlin-Pankow, Dezember 1996

Allen ist etwas feierlich zumute. Vorbildlich nach dem Buch „Wie gründe ich einen Verein?“ wird die offizielle Gründungsversammlung abgehalten. Der erste Vorstand wird gewählt: Frank, Jana, Knuth, Andrea, Marco. Nun können wir uns auf den Weg zum Vereinsregister machen.

Berlin-Prenzlauer Berg, Januar 1997

Die Formalitäten verursachen schon enorme Aktenstapel. Wir eröffnen eine Vereinskasse. Jeder zahlt ein paar Mark ein. Telefonkosten, Gebühren, Papier und Ordner müssen finanziert werden.
Jana will im Großmarkt Hefter kaufen. „Welche Farbe?“, wird sie gefragt. Sie sieht in ihr riesiges Bücherregal und meint: „Gelb. Gelbe Hefter habe ich noch nicht.“ Die Vereinsfarbe ist beschlossen.

Berlin-Mitte, Januar 1997

WILDFANG e.V.i.G. verhandelt mit dem Bezirksamt über die Durchführung der Ferienreisen 1997. Es ist doch viel schwieriger als wir dachten – plötzlich sind wir Geschäftspartner. Anbieter von Ferienlagern gibt es genug. Dennoch bekommen wir die Chance, uns im Osterferienlager 1997 zu bewähren.

und dann …

… WILDFANG e.V.i.G. wird eingetragener Verein (Herbst 1997), wir bekommen die Gemeinnützigkeit anerkannt (Ostern 1998), wir werden als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt (Frühjahr 2001), wir werden anerkanntes Projekt niedrigschwelliger Betreuungsleistungen nach §45 SGB XI (2008), inzwischen werden jährlich ca. 500 Jungen und Mädchen innerhalb der Wildfang-Angebote betreut.

Auf den Spuren der Kuhlumbus

1997 brauchte der Verein ein Maskottchen. Neben der Namensfindung war das die härteste Nuss. Wir wussten, dass es ein Phantasietier sein sollte. Es musste zu Kindern passen, sollte kuschelig sein und durfte eine Behinderung haben. Unsere Malkünste hielten diesen Ansprüchen aber nicht stand.

Julia wusste jemanden, der helfen würde: Es war ihr Bruder, er konnte malen und ließ sich nicht lange bitten. Davids erster Entwurf war ein Volltreffer! Wir waren begeistert.
Jetzt musste wieder ein Name gefunden werden.

Das Ostercamp 1997 stand bevor und warum sollten wir unser neues Maskottchen nicht von den Kindern taufen lassen? Die Ideen sprudelten. In Anlehnung an den Weltenbummler wurde der Name DIE KUHLUMBUS zum Spitzenreiter gewählt. Mit Fotoapparat, Notizblock und Kamera erforschten 40 Mädchen und Jungen die Lebensweise der Kuhlumbus. Sie suchten nach Spuren, befragten Wissenschaftler und die (teilweise irritierte) Dorfbevölkerung in Kagel.

kuh

Steckbrief:

Name: Kuhlumbus
Geschlecht: weiblich
Aussehen: gelbes Fell mit schwarzen Punkten, fünf Gliedmaßen: zwei Flügel, drei Beine, 4 Reißzähne, 20 Malzähne
Größe: 4,40 Meter lang, 2,20 Meter hoch
Lieblingsbeschäftigung: Fußball spielen
Lieblingsessen: Blutorangen, frisches Gras und Quellwasser
Besonderheiten: Sieht, hört und riecht wie ein Mensch. Denkt und spricht wie ein Delphin
Verhalten: Sie ist scheu gegenüber Neuem und Ungewohntem. Wer freundlich ist und sogar Blutorangen mit sich führt, kann leicht ihr Freund werden.